Die zwei größten Moderationsfehler

Im Coaching von Moderator:innen besprechen wir immer wieder zwei herausragende Materationsfehler, die mit dem Rollenverständnis einer Moderatorin / eines Moderator zusammenhängen.

Hier also die zwei Moderationsmythen, die Sie bitte schnell aus Ihren Überzeugungen entkoppeln:

„Als Moderator:in muss ich mich in allen Themen detailliert auskennen und bereite mich diesbezüglich top vor.“

Falsch!

Als Moderator:in kenne ich das Thema und habe maximal Oberflächenwissen

Ein grober Überblick reicht in der Regel aus.

Die Teilnehmenden sind die Experten für das Thema. Ihre Aufgabe ist es, den professionellen Austausch zwischen den Teilnehmenden zu ermöglichen.

Haben Sie den Eindruck, Sie brauchen Informationen, damit Sie Zusammenhänge nach-vollziehen können, lassen Sie sich dies von den Teilnehmenden erklären. Das führt nicht selten dazu, dass der Erklärende sein Handeln, seine Sichtweise oder Wahrnehmung so nochmals selbst überprüfen kann.

Können die Teilnehmenden Ihnen keinen groben Überblick zu einem Thema geben, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass das Thema zu komplex ist.

„Doofe Fragen“ sind ein probates Mittel gegen Betriebsblindheit.

Als Teil des Teams oder Experte fällt es in der Regel viel schwerer, eine neutrale Position einzunehmen und vorwiegend auf die Struktur, anstatt auf die Inhalte zu achten. Eigeninteressen bergen die Gefahr in sich, die Rolle des Gesprächsführers (durchaus unabsichtlich) auszunutzen. Je nachdem, welche Fragen Sie stellen oder welche Wortbeiträge Sie stärker berücksichtigen, können Sie Ergebnisse beeinflussen.

Dies wiederum kann im Anschluss zu Widerständen führen und gefährdet das Vertrauen der Teilnehmenden.

Bevor Ihnen eine mögliche Befangenheit zum Verhängnis wird, geben Sie die Moderation lieber an eine andere Person ab. Dies ist auch nur temporär, für bestimmte Themen möglich.

Als Moderator:in stehen Sie über den Parteien. Diese Grundhaltungen sind hilfreich:

  • Sie liefern keine Beiträge zur Sache.
  • Sie bewerten nicht die Qualität der Beiträge.
  • Sie verhalten sich nicht parteiisch, in dem Sie eine Diskussion zugunsten einer Besprechungspartei verlängern oder abbrechen.
  • Bei Zusammenfassungen geben Sie eine objektive Sichtweise weiter.
  • Sie werten in den Zusammenfassungen nicht im Sinne von Gewinn oder Niederlage.

„Als Moderator:in bin ich Dienstleister, orientiere mich an den Wünschen und Vorstellungen der Teilnehmenden und halte mich zurück.“

Falsch!

Als Moderator:in legen Sie die Regeln fest.

Die Regeln werden vor bzw. zu Beginn der Besprechung festgelegt. Zu den Regeln gehören:

  • Die geplante Zeit für jeden einzelnen Tagesordnungspunkt, für Beiträge und Diskussionen.
  • Über welche Tagesordnungspunkte wird diskutiert?
  • Für welche Tagesordnungspunkte sollen Ergebnisse erarbeitet werden?
  • Über welche Themen muss abgestimmt werden?
  • Bei welchen Themen handelt es sich lediglich um Informationen? Also weder Diskussion noch Ergebnis sind notwendig, das spart Zeit.
  • Unterbrechen bei Überschreitung der Redezeit.
  • Wortmeldungen merken oder in der Reihenfolge des Eingangs notieren und in dieser Reihenfolge das Wort erteilen.

Als Moderator:in eröffnen Sie die Besprechung.

  • Bei der Eröffnung nennen Sie das Besprechungsziel, die geplante Zeit und den Ablauf.
  • Sie stellen ggf. die Besprechungspartner vor.
  • Sie fordern die Beteiligten zum Eröffnungsargument auf.
  • Sie stellen nach Abgabe der Eröffnungsargumente eine Initial-Frage zur Einleitung der Diskussion.

Als Moderator:in leiten Sie die Besprechung.

  • Sie unterbinden Zwiegespräche.
  • Sie wehren Angriffe gegen Ihre Gesprächsleitung kurz und bündig ab. Sie verteidigen sich dabei keinesfalls.
  • Sie bleiben stets freundlich und gelassen.
  • Sie fassen kurz zusammen, wenn ein Punkt erledigt ist und auch, wenn die Besprechung stagniert.
  • Sie weisen Beiträge zurück, die nicht zielführend und themenorientiert sind.
  • Sie folgen der Besprechung und können sich jederzeit einschalten.
  • Sie weisen unfaire Angriffe der Besprechungspartner untereinander zurück und verhindern, dass unfaire Methoden eingesetzt werden.

Wer viel moderiert, sollte sich hilfreiche Werkzeuge aus der Kommunikation und Psychologie aneignen. Meine Empfehlungen teile ich Ihnen gerne mit.

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